Nach oben

Februar 2023

Typ-1-Diabetes bei Kindern - Warum regelmäßige Blutzuckermessungen und Blutzuckertagebücher der Vergangenheit angehören können

Immer mehr Kinder erkranken an einem Diabetes mellitus Typ 1. Besonders bei Kleinkindern stellt die stabile Einstellung des Glukosestoffwechsels eine große Herausforderung dar, die oftmals sowohl das Kind, als auch die gesamte Familie belastet. Die Sorge vor niedrigen Blutzuckerwerten, aber auch vor Spätfolgen ist groß.

In der Kinderdiabetologie des Klinikums Dritter Orden gehören regelmäßige Blutzuckermessungen und das aufwändige Führen von Blutzuckertagebüchern dank dem breiten Einsatz von Glukosesensoren der Vergangenheit an. Darüber hinaus arbeitet das kinderdiabetologische Team vorwiegend mit neuen automatisierten Systemen zur Insulinabgabe. „Bei diesen arbeiten Insulinpumpe und Glukosesensor Hand in Hand", erklärt Dr. Silke Schmidt, die als Oberärztin für die Pädiatrische Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie im Klinikum Dritter Orden verantwortlich ist. Durch diese sogenannten Advanced Hybrid-Closed-Loop Systeme mit automatisierter Insulinabgabe (AID) passe sich die Insulindosis an die aktuellen Glukosewerte an. Die Insulinzufuhr werde automatisch erhöht bzw. reduziert, um den Blutzucker im Zielbereich zu halten und den Patient:innen ein selbstbestimmtes Lebens zu ermöglichen, präzisiert die erfahrene Spezialistin. Dadurch nehme die Lebensqualität für die Patient:innen und deren Familien deutlich zu. Daneben werde eine enorme Verbesserung der Therapieeinstellung erreicht.

„Die Nutzung modernster Technologie und eine partnerschaftliche Entscheidungsfindung mit den Familien liegen unserem gesamten Team besonders am Herzen", unterstreicht Schmidt. „Wir möchten unseren Patient:innen immer die neusten und besten Therapieformen anbieten. Daher nehmen wir regelmäßig an Kongressen teil und arbeiten mit unterschiedlichen Insulinpumpen- und Sensorherstellern zusammen. Gemeinsam mit den Patient:innen und ihren Familien wählen wir die auf ihre individuellen Bedürfnisse jeweils am besten zugeschnittene Therapieform aus. Bereits für über 80 Prozent unserer Patientinnen und Patienten konnten wir so eine Insulinpumpentherapie als Therapie der Wahl ermitteln."

„Seit der Einführung der automatisierten Systeme vor circa 2 Jahren hat sich der durchschnittliche HbA1c unserer Patient:innen stetig noch weiter verbessert", freut sich Frau Dr. Schmidt. Dieser Qualitätsparameter für die Stoffwechselgüte liege nun bei einem hervorragenden Wert von 6,9 Prozent und damit deutlich unterhalb des bundesweiten Durchschnitts von 7,4 Prozent. „Einen möglichst frühen Start mit den AID-Systemen streben wir daher auch bei Kindern und Jugendlichen an, die älter sind als sechs Jahre.", sagt die Diabetologin und zeigt auf, dass in der Kinderdiabetologiedes Klinikums Dritter Orden bereits fast 90 Prozent der Patient:innen mit Insulipumpentherapie mit einem derartigen System behandelt würden.

Neben dem Wunsch, die Kinder und deren Familien bei der Glukosestoffwechselregulierung bestmöglich zu entlasten und optimale Therapieresultate zu erzielen, seien auch die psychosozialen Aspekte in der Therapie dieser Patientengruppe im SPZ des Klinikums Dritter Orden ein zentrales Anliegen.

„Nach wie vor gelingt die Inklusion, das heißt die Rückkehr und Wiedereingliederung der kleinen Diabetespatient:innen in Kindergarten und Schule nicht immer", berichtet Schmidt. Häufig fühlten sich Erzieher:innen und Lehrkräfte mit der Betreuung eines Kindes mit Typ-1-Diabetes stark gefordert. Um die Rückkehr in den Alltag zu unterstützen, sähen sich daher insbesondere die Mütter dieser Kinder vielfach gezwungen, ihre Berufstätigkeit zu reduzieren oder zu beenden.

Im Sozialpädiatrischen Zentrum des Klinikums Dritter Orden erfolgt die Betreuung der Betroffenen deshalb gemeinsam mit dem psychosozialen Team, das sich aus Psycholog:innen, Sozialpädagoginnen und Lehrkräften zusammensetzt. „Gemeinsam unterstützen wir bei der Wiedereingliederung der chronisch kranken Kinder in den Alltag", erklärt Schmidt. Beratungsschwerpunkte bildeten dabei Schwerbehindertenrecht, Rehabilitationsmaßnahmen, Integrationsmo?glichkeiten in Kindergarten und Schule sowie die Vernetzung und Kooperation mit anderen Beratungsstellen und Behörden. „Für Kindergärten und Schulen bieten wir zudem Schulungen durch unsere Diabetesberaterinnen in Präsenz, aber auch digital an", fährt die Oberärztin fort. „Durch den gemeinsamen Einsatz versuchen wir aufzuklären, Sorgen zu nehmen und letztlich unseren jungen Patienten eine uneingeschränkte Teilhabe am sozialen Leben, entsprechend einem gesunden Kind zu ermöglichen."

Um den stetig wachsenden Patientenzahlen gerecht zu werden und die interdisziplinäre Behandlung zu erleichtern, sind Kinderdiabetologie und Kinderendokrinologie nun in neue Räume auf dem Gelände des Klinikums Dritter Orden eingezogen. „In der Franz-Schrank-Str. 2, die nur ein Haus von der Kinderklinik entfernt liegt, können wir unsere Patientinnen und Patienten mit unserem multiprofessionellen Team, dem Kinderendokrinologinnen, -Diabetologinnen, Kinder- und Jugendmediziner:innen, Diabetesberaterinnen, Diätologinnen, Psycholog:innen und Sozialpädagoginnen angehören, seither noch besser betreuen, da alle eingebundenen Fachbereiche jetzt auch in einer räumlichen Einheit zusammengefasst sind", erklärt Schmidt den Vorteil des neu hinzugewonnenen SPZ-Standorts.

 

Kontakt:
Petra Bönnemann
- Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit -
Telefon: 089 1795-1712
petra.boennemann@dritter-orden.de